Februar 2022
Wir durften das Jahr 2022 positiv und motiviert starten. Das Schöne am Jahreswechsel ist der Rückblick auf Dinge, die wir bewirken konnten und neue Ideen und Pläne zu schmieden, um das Leben vieler Menschen zu bereichern. Für die Menschen, die wir bereits unterstützen, möchten wir unsere Hilfe optimieren. Und ebenso wollen wir wie jedes Jahr auch weitere Menschen in unsere Projekte integrieren, so dass sie unsere Hilfe in Anspruch nehmen können, um Hoffnung auf ein gutes Leben zu haben oder auch oft um überhaupt zu überleben. Oft ist es unseren Teams gar nicht bewusst, welch wichtige Arbeit sie alle leisten, tagaus und tagein.
Mit beiden Teams in Indien und Nepal haben wir das Jahr 2022 geplant. Ich war berührt, wie viele tolle Ideen beide Teams haben, um den Menschen in ihren Dörfern zu helfen. Gemeinsam werden wir nun an den Strategien arbeiten, um sicherlich einige der Visionen umzusetzen. Zum Beispiel ist es dem Team in Indien wichtig, ältere Menschen in den Dörfern zu unterstützen. In vielen Familien sind Kinder in andere Kantone oder Länder migriert, einige senden den Eltern Geld um leben zu können und andere jedoch auch nicht. Diese Eltern sind dann ganz sich selbst überlassen. Oft arbeiten sie bis ins hohe Alter als Taglöhner, bis ihr Körper dann versagt. Wenn sie dann nichts mehr verdienen, müssen sie Hunger leiden und um zu überleben betteln gehen. Im Team besprechen wir den besten Weg, wie wir diesen Menschen helfen können. Sicherlich versuchen wir als erstes die Kinder der verlassenen Eltern aufzusuchen, um mit ihnen die Situation zu besprechen und schauen, ob es ihnen möglich ist, uns Geld zu senden, so dass wir ihre Eltern versorgen können. Falls wir damit keinen Erfolg haben, werden wir nach anderen Lösungen suchen. Vielleicht ist es sinnvoll die älteren Menschen in unsere Kids Care zu integrieren. Dies ist nur eine von vielen uns wichtigen Punkten, die wir im Jahr 2022 erreichen möchten. Ich werde Euch sicherlich übers Jahr noch über weitere Pläne berichten.
Unsere Kids Care sind nun seit längerem offen und die Kinder geniessen die tägliche Betreuung. Die Schulen sind mal wieder kurz offen, dann wieder geschlossen, in Nepal wie auch in Indien. Wir alle sind froh, dass all unsere Kinder die ganze Zeit über von unseren Lehrern Unterricht hatten. Sind nun doch die Schulen schon seit zwei Jahren, mit kurzem Unterbruch, geschlossen.
Ein sehr freudiges Ereignis, über welches ich auch schon auf Social Media gepostet habe, ist die Geburt der Tochter unserer Mitarbeiterin Rashmita. Dieses Geschehnis hat viel in mir ausgelöst und mir bewusst gemacht, was wir in unseren Dörfern erreicht haben. Rashmita war eines unserer ersten Patenkinder. Sie ist die Älteste von den Mädchen, hat als Kind erst ihre Mutter und dann als Jugendliche ihren Vater verloren. Die nächsten Angehörigen wollten die Mädchen nicht bei sich aufnehmen. Wären sie drei Jungs gewesen, dann hätten wir sicherlich bei Angehörigen einen Platz gefunden. Einer unserer Mitarbeiter hat dann die drei Mädchen bei sich aufgenommen und von einem Götti wurden und werden die zwei jüngeren Schwestern immer noch unterstützt.
Leider ist es in Indien immer noch weit verbreitet, dass ein Junge viel mehr Wert hat, als ein Mädchen. Die Unterdrückung der Frauen, in Kombination mit gesellschaftlichen Normen, sind der Grund, warum sich auch heute noch die meisten Eltern einen Jungen wünschen. Zum Beispiel spielt die Mitgift eine grosse Rolle. Zwar ist die Mitgift in Indien schon seit Jahren verboten, jedoch wird sie in allen Gesellschaftsschichten weiterhin praktiziert. Die Eltern der Braut müssen den Eltern des Bräutigams viel Geld bezahlen, so dass das Mädchen verheiratet werden kann. Wenn ein Paar nur Mädchen zur Welt bringt, kann es sich die Familie eventuell nicht leisten, alle Mädchen zu verheiraten. Dies bringt Schande über die Familie. Dies führt dazu, dass in Indien immer noch jährlich zwei Millionen Mädchen aufgrund ihres Geschlechts getötet werden. Sie werden abgetrieben, vergiftet, erstickt oder solange vernachlässigt, bis sie sterben. Ein Arzt eines kleinen Spitals in Orissa teilte uns mit, dass alleine in seinem Krankenhaus jede Woche zwei bis drei Mädchen oder behinderte Kinder von den Angehörigen in der ersten Nacht umgebracht werden. Meist werden die Babys mit einem Kissen erstickt.
Wieder zurück zu Rashmita und ihrem neugeborenen Mädchen. Wir können mit Freude beobachten, dass in unseren Dörfern ein Wandel stattgefunden hat. Noch vor einigen Jahren hätte sich Rashmita für die Geburt eines Mädchens schämen müssen. Die Eltern ihres Mannes und die Dorfbewohner hätten sie beschuldigt, nicht in der Lage zu sein, einen Jungen zur Welt bringen zu können. Durch die langjährige Aufklärungsarbeit unserer Mitarbeiter, konnte eine positive Veränderung stattfinden. Ebenso wurden zwei unserer Teamleiter selbst ausschliesslich mit Mädchen beglückt und gehen seit Jahren mit einem guten Beispiel voran. Sie erklären den Dorfbewohnern welch ein Glück sie haben mit ihren Töchtern und schenken den Kindern ihre ganze Liebe. Dies führte dazu, dass die Tochter von Rashmita und Rashmita selbst nach der Geburt mit viel Freude und Liebe im Dorf willkommen geheissen wurden. Auch ihre Schwiegereltern sind stolz und glücklich über den neuen Zuwachs. Dies so zu erleben und mitzubekommen, dass nun Mädchen in vielen Familien in unseren Dörfern mit Freude erwartet werden, bewegt und berührt mich zutiefst. Für diesen Wandel bin ich von Herzen dankbar und ich freue mich auf viele weitere Veränderungen, die den Familien im Dorf zu einem sicheren und zufriedenen Leben verhelfen können.
Nun, im letzten Newsletter habe ich über die Familien aus Afghanistan berichtet. Weiterhin bin ich fast täglich in Kontakt mit den Familien und versuche ihnen beizustehen, so gut wie nur möglich. Familien welche sich nun schon seit sechs Monaten in Afghanistan versteckt halten. Sie alle mussten ihre Wohnungen verlassen und sich eine andere Unterkunft suchen, wo sie niemand kennt. Nahrungsmittel kaufen sie sich unter grosser Angst im nächsten Shop und kehren dann schnell wieder in ihr Zuhause zurück. Ohne die finanzielle Unterstützung, wären sie mit grösster Wahrscheinlichkeit verhungert. In Berichten über Afghanistan ist zu lesen, dass auf diese Weise schon viele Kinder ums Leben gekommen sind. Die Organisation World Food Program schreibt, dass 1/3 der gesamten Bevölkerung an Hunger leidet und zwei Millionen Kinder schon an Unterernährung leiden. Die Situation wird immer schlimmer. Auch in Pakistan ist die Lage für die Geflüchteten beängstigend. Auch da unterstützen wir weiterhin zwei Familien emotional und finanziell. Um dies bewerkstelligen zu können, brauchen wir weiterhin finanzielle Unterstützung und haben aus diesem Grund Anfangs Dezember ein Crowdfunding begonnen.
Wie immer könnte ich noch ganz viel mehr berichten, hab jedoch jetzt schon wieder mehr geschrieben als geplant. Vielleicht gibt es ja schon bald wieder einen weiteren Newsletter…
Alles Liebe und einen ganz herzlichen Gruss aus Indien
Andrea