Mai 2019
Unser erstes Ayurveda Medical Camp war ein voller Erfolg. Dr. Sreelima und Dr. Midrul des Ayushpathy Ayurvedashram & Yoga Centre (www.ayushpathy.com) behandelten acht Kinder aus unseren Projektdörfern. Jedes dieser Kinder erhielt für 14 Tage Massagen und viele weitere Behandlungen der traditionellen Ayurveda Medizin. Für die Kinder im Dorf unterrichtete Dr. Sreelima morgens auch noch Yoga.
Für uns alle waren es zwei sehr intensive Wochen, die nicht nur für die acht Kinder hilfreich waren. Es kamen weitere Eltern mit ihren Kindern, wie auch Erwachsene angereist, um die Ärzte nach Rat zu fragen. Ebenso stand die Planung der beiden Kids Care’s an und ein kleiner Junge namens Suman brauchte dringend unsere Hilfe.
Die ganzen zwei Wochen kümmerte sich unser Team um alles was für das Ayurveda Medical Camp zu erledigen war. Und das war nicht immer einfach, da teils in unseren Dörfern Wassermangel herrscht oder Stromausfall, so wie viele weitere kleine Dinge, die in einem Haushalt in der Schweiz selbstverständlich sind. Zum Beispiel mussten alle Kinder nach der Behandlung immer warm geduscht werden. Das Wasser musste teils zum Haus getragen werden, wenn das Leitungswasser nicht vorhanden war und dann mussten wir das Wasser aufkochen. Ebenso die Vorbereitungen für die Behandlungen, wie Kräuterwasser kochen, Kräuter-Stoff-Ballen zubereiten usw.
Doch der ganze Aufwand hat sich gelohnt. Alle acht Kinder haben Erkrankungen, gegen welche die Schulmedizin nichts oder nur sehr wenig unternehmen kann. Die Heilung dieser Erkrankung ist nicht möglich, jedoch eine Verbesserung der Lebensqualität. Vier unserer Kinder, die wir behandelt haben, leiden an Sichelanämie. Diese Kinder haben generell ein geschwächtes Immunsystem, häufig Fieber und gelegentlich Schmerzen an den Gelenken, da die sichelförmigen Blutplättchen, die normalerweise rund sind, sich bei den Gelenken festsetzten. In der zweiwöchigen Behandlung hat keines der Kinder Fieber gekriegt, das Immunsystem dieser Kinder wurde gestärkt und in der Zeit der gesamten Behandlung traten keine Schmerzen auf. Auch waren die Körper der Kinder danach viel entspannter. Weiterhin müssen diese Kids noch für längere Zeit Ayurveda Medikamente einnehmen um gute Resultate zu erzielen. Auch ist es wichtig die Kur zu wiederholen. Die anderen vier Kinder haben allesamt Probleme mit Bewegungen. Teils durch Hirnschädigungen, wie bei der Zerebralparese und teilweise sind die Ärzte auch im Unklaren. Bei diesen Kindern hat die zwei- wöchige Behandlung einen äusserlich sichtbaren Erfolg erzielt. Beim sechsjährigen Shankar zum Beispiel war der Erfolg so gut sichtbar, dass sich dies auch in den weiteren Dörfern herumsprach.
Deshalb kamen weitere Menschen mit Gelenkschmerzen und mit Schwierigkeiten Arme oder Beine zu bewegen, zu uns. Aus nicht bekannten Gründen konnte Shankar seinen rechten Arm nicht richtig, ja nur mit ganz viel Konzentration und Mühe hochheben. Auch das rechte Bein war für ihn schwieriger zu bewegen als das linke. Weil es ihm Mühe bereitete den rechten Arm zu bewegen, machte er alles nur noch mit dem linken Arm. Am Ende der Behandlung war es ihm gut möglich 5kg hochzuheben oder zum Gruss die Hand zu geben und sogar rumzurennen. Dies war vorher alles nicht möglich. Die Eltern erzählten, dass Shankar epileptische Anfälle hatte. Dies ist jedoch unklar und ärztlich nicht bestätigt. Aus all diesen Gründen wollte die Dorfschule Shankar aus der Schule ausschliessen. Während der Ayurveda Behandlung von Shankar kam ein Lehrer zu Besuch und sah die Veränderungen. Aufgrund seiner Beobachtungen sagte er der Familie, dass Shankar am Schulunterricht teilnehmen darf. Natürlich ist es nicht in Ordnung, dass ein Kind wegen seiner Behinderung aus dem Unterricht ausgeschlossen wird. Und wir hätten uns dafür eingesetzt, dass Shankar so oder so die Schule besuchen darf. Jedoch hat sich dies durch die Ayurveda Behandlung von selbst ergeben. Die drei anderen Kinder hatten ebenso Erfolge was die Bewegungen, Balance beim Gehen und das Lösen von Muskelverkrampfungen in Beinen und Armen, welche Krankheitsbedingt entstanden sind.
Wir haben uns darauf eingestellt, dass sich die Kinder wehren und auch weinen würden. Am ersten Tag schon wurden wir überrascht. Keines der Kinder weinte! Jedes einzelne hat sich entspannt hingelegt und die Behandlung sichtlich genossen. Das war für mich enorm berührend. Später wurden dann auch Behandlungen durchgeführt, die nicht für alle so angenehm sind. Jedoch auch da, gab es nur sehr selten Tränen. Am Ende der zwei Wochen Behandlung wurde langsam ersichtlich, dass es einigen Kindern langweilig wird. Das sie langsam aber sicher genug haben. Dann begannen sie weinerlich zu werden oder Unfug zu machen (-: Die Kinder (die sich mitteilen können), Eltern, Ärzte und das Team, alle freuen sich über den grossen Erfolg des Ayurveda Camps.
Wie schon Anfangs erwähnt, hatten wir viele weitere Aufgaben während des Medical Camps. Unsere weiteren Projekte benötigten unsere Aufmerksamkeit. Zum Beispiel die Planung der beiden Kids Care’s war ein grosser Punkt. Ebenso hatte ich selbst einiges zu tun mit unseren Patenschaftskinder. Somit war ich viel unterwegs, wie auch da als ich den kleinen Suman antraf. An einem Brunnen sah ich eine Frau mit einem Kind im Arm, dessen Zustand mich schaudern liess. Der Kleine war bis auf die Knochen abgemagert, völlig kraftlos, dem Sterben nahe. Das kleine Bündel sah mich mit kraftlosem, müdem Blick an und lächelte. Ein unbeschreiblich trauriger Anblick, der mich schmerzte und tief bewegte. Sofort setzte ich mich mit der Familie auseinander. Was ist passiert, warum geht es dem Kleinen so schlecht. Die traurige Wahrheit ist die, dass die Familie mit dem 3. Kind, mit Suman überfordert ist. Die grosse Armut und die massive Gewalt, die in der Familie herrscht, sowie der psychisch schlechte Zustand der Mutter, mit grosser Wahrscheinlichkeit ausgelöst durch die jahrelangen Misshandlungen durch ihren Mann, führten dazu, dass sich der kleine Mann mit 15 Monaten Lebenszeit kurz vor dem Hungertod befindet. Die Wut und Trauer die ich empfand war kaum auszuhalten. Doch gleichzeitig erwachte in mir, wie üblich in solchen Situationen, der bekannte Kämpfergeist. Es war klar für mich, egal wie, der kleine Mann soll leben.
Nach dem Sammeln von Ideen und vielen Gesprächen, durften wir den Jungen mit seiner Mutter und Grossmutter zu unseren Freunden Mary und Cat bringen, die sieben Autostunden entfernt von unseren Dörfern die Kinderklinik „Love the One“ führen. Nach vielen Untersuchen stellte sich heraus, dass der Kleine nicht nur kurz vor dem Hungertod, sondern ebenso schwer krank ist. Der Kleine ist nun zwar in bester Obhut, jedoch ist heute noch unklar, ob er das Ganze überleben wird. Wir hoffen alle von ganzem Herzen, dass der kleine Suman leben darf.
Zwei intensive Wochen gingen zu Ende, in welchen wir unsere gesamte Energie für die erkrankten Kinder in unseren Dörfern eingesetzt haben. Jede Mühe lohnt sich, um diesen kleinen Geschöpfen mehr Lebensqualität zu ermöglichen.
Alles Liebe aus den abgelegenen Dörfern Indiens
Andrea