April 2014

 

Und ein weiteres Mal bin ich zufrieden und glücklich im KarunaShanti College angekommen. Die Aussicht, dass ich dieses Mal ein halbes Jahr in Indien bleiben werde, liessen es zu, dass ich zuerst einmal in Ruhe ankommen konnte. Die erste Klasse, die ich nun ein ganzes Jahr begleitet habe, steht in den Startlöchern, um die Abschlussprüfungen erfolgreich abzuschliessen…

…Ich begleitete die Jungs und Mädchen mit einer gewissen Aufregung und Nervosität, da ich allen von Herzen wünschte, dass sie den Abschluss schaffen und sie in ihrem Leben weiter kommen können. Um den Blutzucker etwas zu steigern und somit die Aufmerksam anzukurbeln, erhielt jeder der Studenten vor den Prüfungen Schweizer-Schokolade (-: ! Zum Glück war die Aufregung umsonst und alle haben ihre Prüfungen mit gutem Abschluss bestanden. Die Stimmung in den Tagen der Abschlussprüfungen war gemischt. Freudentänze und lautes Gelächter vermischten sich mit nachdenklichen Gesichtern und teils mit Tränen. Zum einen waren alle Studenten dankbar, dass sie den Abschluss gut bestanden haben. Zum anderen sind sie sich alle sehr nahe gekommen und wissen, dass sie die nächsten Tage voneinander Abschiednehmen müssen, teils für eine kürzere Zeit und teils werden sich die Schüler vielleicht noch per Zufall antreffen. Was jedoch noch niemand voraussehen konnte…ein Abschied war für immer.

Abschied war der eine Grund um die Trauer zu spüren. Teils jedoch auch die Familien-Verhältnisse in diese die Kids zurückkehren müssen. Schläge und Gewalt gehören teils zum Familien-Alltag.

Die Teenager können sich meist selbst nicht schützen und fühlen sich zugleich verantwortlich für ihre Geschwister und die Mutter, die ebenso Misshandlungen ausgesetzt ist. Traurige Geschichten an diese ich gar nicht denken mag, wenn ich weiss, dass sie genau in diesem Moment geschehen und einige Herzen brechen, die an die Gewaltlosigkeit geglaubt haben und mit ganzem Herzen die Gewaltfreie Kommunikation geübt und umgesetzt haben. Ich bin stolz auf die Jungs und Mädchen, da ich weiss, dass einige ihre Familien-Problematiken angesprochen haben und in den Familien die Gewalt zurück ging oder sogar ganz gestoppt wurde. Zugleich ist mir vorallem die Geschichte eines Mädchens präsent, die seit sie ein Kleinkind war, geschlagen wurde und nun diesen Missständen wieder ausgesetzt wird. Ich denke an sie und hoffe, dass sie bald ihren Traum, Ärztin zu werden, umsetzen kann und weit weg von ihrem Zuhause leben darf.

Der Abschied fiel schwer…viele unterdrückten ihre Tränen. Ich war sehr berührt, als ein Mitarbeiter in Tränen ausbrach und mir erklärte, dass dies doch alles seine Kinder seien, die nun für immer die Schule verlassen werden. Als ich die herzlichen Umarmungen der Schüler zum Abschied in Empfang nehmen durfte, erinnerte ich mich an meine erste Zeit im College, wo alle Kinder mit Angst und Respekt meine Füsse berührten und sich niemals getraut hätten, mich von Herzen zu knuddeln. In solchen Momenten wird mir klar warum ich hier sein möchte, warum ich es liebe in dieser Schule mit den Schülern zu leben. Manchmal sind die Veränderungen nicht sichtbar, doch in Momenten wie diesen, kann man sie nicht übersehen.

Einen der Jungs hätte ich wohl länger gedrückt als alle anderen, wenn ich gewusst hätte, dass ich nie mehr die Chance kriegen würde ihn wieder zu sehen. Sein Lachen ist mir sehr präsent, seine Liebe zu der Gewaltfreien Kommunikation, in dieser er seine Gefühle entdecken konnte und diese in der Befindlichkeitsrunde jeweils offen und ehrlich kundgab, auch wenn seine Mitschüler oft aus eigenen Ängsten kicherten. Narendra war sein Name…Voller Ideen und Zuversicht ging er in sein Dorf zurück, in welchem er in sehr armen Verhältnissen aufgewachsen ist. Sein Vater interessierte sich nicht für ihn, da er das Kind aus erster Ehe war. Er lebte bei Verwandten, die einem anderen Glauben, sowie einer anderen Kaste angehörten als die anderen Dorfbewohner. Aus diesem Grund wurden und werden sie noch heute verachtet und sind von der Gemeinschaft ausgeschlossen. Als der Junge in seinem Heimatdorf ankam, verspürte er starke Schmerzen in seiner Lungengegend. Schon seit Kindheit litt er unter Atemnot, was jedoch nie richtig untersucht wurde, da seine Pflegefamilie kein Geld besitzt. Es stimmt mich traurig, dass ich nicht schon vorher davon gewusst habe, ansonsten hätte ich dem Jungen eine sinnvolle Behandlung finanziert. Narendra meldete sich bei den Betreuern des Colleges, so wie bei einigen Freunden und klagte über die Schmerzen. Die Familie entschied sich trotz Geldnot, ihn ins Spital zu begleiten. Plötzlich fing der Junge an zu schreien, lief in die ärmliche Hütte, das sein geliebtes Zuhause war und fiel auf das einzige Bett, das in der kleinen Hütte stand. Er kriegte immer grössere Atemnot. Die Familie rief den Krankenwagen von drei verschiedenen Organisationen. Jede einzelne verweigerte den Transport da die Familie den Krankenwagen nicht bezahlen konnte. Als ein Personen-Wagen per Zufall im Dorf ankam und einwilligte, den Jungen in das nächst liegende Krankenhaus zu fahren, war es bereits zu spät. Der Junge starb noch im Auto und der Arzt im Krankenhaus konnte nur noch seinen Tot feststellen.

Nach dieser traurigen Geschichte, wurde mir wieder einmal bewusst, wie behütet doch unser Leben in der Schweiz ist. Ich war froh, dass ich noch die Gelegenheit bekam, die Familie des Jungen zu besuchen und so Abschied nehmen konnte.

Nach den traurigen Tagen des Abschieds, kehrte schnell wieder der Alltag ein. Die Bevölkerung hier ist sich gewohnt, dass Menschen sterben. Einige Tage ist die Trauer gross und dann kehren sie wieder in ihr Alltagsleben zurück, um selbst überleben zu können.

Ich durfte mit meinem ersten Workshop starten, der für die Mitarbeiter des Frauenprojekts organisiert wurde. Mit Unterstützung eines GFK-Trainers in Hamburg, entwickelte ich eine Übung, die einfach durchzuführen ist, jedoch einen grossen Erfolg erzielt. Die Menschen in den Dorfregionen sind oft nicht gebildet und können einem Workshop mit viel Theorie nicht folgen. Deshalb ist diese Art von Übung, die das friedliche Zusammenleben positiv beeinflusst, einfach gestaltet und mit wenig Worten erklärbar. Das Ziel war, dass die Mitarbeiter des Frauenprojektes neben ihren Gesprächen mit Familien und in Konfliktsituationen, ein Tool erhalten, das ihnen ermöglicht an der Gewaltbereitschaft in den Dörfern zu arbeiten. Mit verschiedenen Übungen brachten Param und ich den Frauen das Tool näher. Am Ende des Workshops fragte ich bei den Frauen nach, was sie nun gelernt haben. Das Ergebnis war sehr zufriedenstellend. Die Teilnehmer konnten die Durchführung und das Ziel der gelernten Übung verständlich erläutern.

Für das Frauenprojekt wurde ein Mitarbeiter ausgewählt, der für das gesamte Projekt die Verantwortung trägt. Mit Freuden habe ich erfahren, dass für diese Aufgabe Ashish ausgewählt wurde. Mit ihm als Übersetzer, habe ich das letzte Mal die Dörfer besucht, um mit den Dorfbewohnern über das Projekt zu sprechen. Ich habe ihn als motivierten und zuverlässigen Menschen kennengelernt, der sich das Ziel gesetzt hat, sich für die Projekte von Hope islife einzusetzen. In drei Wochen, werde ich das Tool mit den Mitarbeitern in den Dörfern integrieren. Das Ziel wird sein, vor Ort in den Dörfern Strategien zu entwickeln, um das Tool optimal in den Dorfalltag integrieren zu können. Jedes Dorf hat seine eigene Struktur, seine eigene Geschichte und ein anderes Verständnis gegenüber Gewalt. Deshalb müssen individuelle Wege gefunden werden, wie die Umsetzung stattfinden kann.

Die Schüler, die nun in das nächste Jahr starten, darf ich noch bis zum 5.5. in Gewaltfreier Kommunikation unterrichten. Dann werden alle die Schule verlassen und erst nach einem Monat wieder von ihren Ferien zurückkehren.

Die Schüler, die nun in das nächste Jahr starten, darf ich noch bis zum 5. Mai in Gewaltfreier Kommunikation unterrichten. Dann werden alle die Schule verlassen und erst nach einem Monat wieder von ihren Ferien zurückkehren.

Die Vision des Schulprojektes hat sich in Gesprächen und Besichtigungen von bestehenden Schulen etwas konkretisiert. Unser Vorhaben können wir nur nach unseren Vorstellungen umsetzen, wenn Hope islife mit einer Partnerorganisation in Indien zusammenarbeitet. Da wir in diesem Projekt die volle Verantwortung übernehmen möchten, ist das aktuelle Ziel, vor Ort in Indien einen Partnerverein von Hope islife zu gründen. Um dieses Vorhaben auch rechtlich korrekt umsetzen zu können, durfte ich mich in Delhi mit der Projekt-Direktorin namens SathyasreeGoswami, der Nationalen FoundationforIndia treffen. Mit Freude erklärte sie mir die Schritte, die wir gehen müssen, um unsere Vision zu verwirklichen. Begeistert von der Idee einer Schule, die neben den regulären Fächern die Gewaltfreie Kommunikation unterrichtet und das in einem Gebiet Indiens mit viel Gewaltvorkommnissen, nutzte sie ihre Kontakte und vermittelte uns direkt an die verantwortliche Person im Staat Orissa, die für die Registrierung von Organisationen zuständig ist. Im Anschluss des Gesprächs überreichte sie mir ihre private E-Mailadresse und versicherte mir, uns bei Fragen und Unsicherheiten zu unterstützen. Das Angebot habe ich gerne entgegengenommen, schon nach kurzer Zeit auch genutzt und ich bin mir sicher, dass wir um diesen Kontakt noch öfters dankbar sein werden.

Die Vision des Schulprojektes hat sich in Gesprächen und Besichtigungen von bestehenden Schulen etwas konkretisiert. Unser Vorhaben können wir nur nach unseren Vorstellungen umsetzen, wenn Hope islife mit einer Partnerorganisation in Indien zusammenarbeitet. Da wir in diesem Projekt die volle Verantwortung übernehmen möchten, ist das aktuelle Ziel, vor Ort in Indien einen Partnerverein von Hope islife zu gründen. Um dieses Vorhaben auch rechtlich korrekt umsetzen zu können, durfte ich mich in Delhi mit der Projekt-Direktorin namens SathyasreeGoswami, der Nationalen FoundationforIndia treffen. Mit Freude erklärte sie mir die Schritte, die wir gehen müssen, um unsere Vision zu verwirklichen. Begeistert von der Idee einer Schule, die neben den regulären Fächern die Gewaltfreie Kommunikation unterrichtet und das in einem Gebiet Indiens mit viel Gewaltvorkommnissen, nutzte sie ihre Kontakte und vermittelte uns direkt an die verantwortliche Person im Staat Orissa, die für die Registrierung von Organisationen zuständig ist. Im Anschluss des Gesprächs überreichte sie mir ihre private E-Mailadresse und versicherte mir, uns bei Fragen und Unsicherheiten zu unterstützen. Das Angebot habe ich gerne entgegengenommen, schon nach kurzer Zeit auch genutzt und ich bin mir sicher, dass wir um diesen Kontakt noch öfters dankbar sein werden.

An dieser Stelle möchte ich mich ebenso bei Markus Wildhaber bedanken, der mich für fast vier Wochen in meiner Arbeit hier und im Üben von Geduld tatkräftig unterstützt hat.

Oft werde ich auf dieGeduldsprobe gestellt und gerade deshalb bin ich überaus glücklich, am Ende doch immer wieder auf einige Erfolge zurück schauen zu können. Auf Erfolge, die mir weiteren Mut und Hoffnung schenken.

Von neuem verspüre ich eine tiefe Dankbarkeit hier zu sein und dass ich die Aufgaben und Herausforderungen denen ich hier begegne, mit Freude und Herzblut angehen darf.

Herzliche Umarmung

Andrea