Hallo ihr Lieben
Eine gefühlte Ewigkeit ist es her, als ich mich das letzte Mal bei euch anhand eines Newsletters gemeldet habe. Ich war in den letzten Wochen gesundheitlich sehr angeschlagen und habe aus diesem Grund eine längere Auszeit genommen. Die wenige Energie die ich hatte, nutzte ich um das Team vor Ort zu unterstützen, wenn die Herausforderungen zu gross wurden. Lange wusste ich nicht was der Grund meiner Beschwerden war, bis ich dann nach einigen Wochen auf das Helicobacter Bakterium gestossen bin, das sich in meinem Verdauungstrakt rumgetrieben hat. Nun werde ich gegen das Bakterium behandelt und werde nach einigen Tagen wieder fit und munter sein.
Obwohl ihr solange nichts von mir gehört habt, haben wir auch in dieser Zeit viel Unterstützung auf verschiedenen Ebenen von euch erhalten. Dafür sende ich euch allen ein grosses Dankeschön!
In diesem Newsletter werde ich euch erzählen, wie uns die Geschichten von Anusa und Dasha zu neuen Projekten motiviert haben. Über Anusa´s Geschichte gibt es eine Hope is life Podcastfolge, wie auch einen Newsletter den wir euch letzten Juni zugesendet haben. Anusa ist eine dreifache Mutter aus unserem Projektdorf in Nepal. Sie hatte einen Hirnschlag und ist seither in einer Rehabilitationsklinik. Leider haben wir nun erfahren, dass sie auch in ferner Zukunft nicht wieder zu ihren Kindern zurückkehren kann. Für ihr alltägliches Leben braucht sie langfristig 24 Stunden Betreuung. Wie wir uns um Anusa´s Kinder kümmern erzähle ich euch in diesem Newsletter.
Mehr über Anusa´s Geschichte könnt ihr in der Podcastfolge unter folgendem Link erfahren: https://open.spotify.com/episode/1eVqe7dGAXTo1xPlsZIcFS?si=g_JIgiD1RmacYtSoIP5eXw
Warum uns Dasha zu einem neuen Projekt inspiriert hat, erfahrt ihr gleich. Nun erst etwas über Dasha selbst, falls du seine Geschichte noch nicht kennst. Der 12-jährige Dasha hat eine Zerebralparese und muss ebenso wie Anusa 24 Stunden gepflegt und umsorgt werden. Mehrere Monate suchten wir vergebens einen Platz für den Jungen. Glücklicherweise wurden wir vor ein paar Monaten fündig und wir freuen uns, dass Dasha nun gut betreut wird. Falls du noch mehr über Dasha wissen möchtest, findest du seine Geschichte im letzten Newsletter oder in unserer neusten Podcastfolge: https://open.spotify.com/episode/6zlKYwfv971eMDPisj78mW?si=ksTJgdEhSYax0c15WH27tg
Die letzten Newsletter und ebenso die Podcasts findest du auch auf unserer Website www.hope-is-life.ch
Ein Heim für Anusa´s Kinder
Da Anusa auch in ferner Zukunft nicht mehr nach Hause zu ihren Kindern kann, mussten wir eine Lösung finden. Die älteste Tochter ist erwachsen und lebt in Kathmandu. Die zwei jüngeren Kinder sind 12 und 5 Jahre alt. Zuhause sind ihr Vater und Grossvater, welche beide täglich betrunken sind und sich nicht um die Kinder kümmern können.
In unserem Projektdorf in Nepal, in welchem auch Anusa´s Kinder leben, konnten wir unser Projekt, das Thomas Kids Care, beenden. Die meisten Eltern im Dorf haben mit dem Konsum von Alkohol aufgehört, was sich sehr positiv auf die Familien und somit auch auf die Kinder auswirkte. Die Auswirkungen des jahrelangen Alkoholkonsums zeigten sich jedoch auch bei den Eltern, die dem Konsum entsagten. Eltern verstarben oder erkrankten schwer. Den Kindern die in ihrem Zuhause nicht mehr betreut wurden, wie auch den Kindern von Anusa, ermöglichten wir den Umzug in ein Internat. Das Team im Internat kümmerte sich gut um die Kinder, bis vor einigen Monaten. Während einer Umstrukturierung des Internats wurde die Situation sehr unbefriedigend. Es bestand die Abmachung, dass unsere Kids das ganze Jahr über im Internat bleiben, auch in den Ferien und an Feiertagen. Jedoch wurden die Kids immer wieder in ihr unzumutbares Zuhause geschickt, ohne dass wir davon wussten. Kinder erkrankten schwer, da sie weder im Internat noch in ihrem Zuhause Betreuung erhielten. Die Situation wurde für die Kinder unzumutbar.
Somit entschieden wir uns ein Kinderheim zu eröffnen, welches den Kindern ein sicheres und liebevolles Zuhause bietet. Am 21.04.2025 konnten wir nach einigen Hürden mit den Behörden unser Kinderheim mit dem Namen «Maya ko Ghar», was soviel heisst wie «das Zuhause der Liebe», eröffnen. Die Kinder können nun das ganze Jahr hindurch in unserem Kinderheim wohnen, ohne dass die Gefahr besteht, dass sie den schlechten Umständen in ihrem Zuhause ausgeliefert werden. Die Kinder sind überglücklich und fühlen sich sehr wohl in ihrem neuen Zuhause. Die Kinder kennen den grössten Teil des Teams im Heim schon lange. Die Teammitglieder sind seit Jahren wichtige Bezugspersonen der Kids. Dies vermittelt den Kindern auch in den neuen Räumlichkeiten das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit was sie alle dringend benötigen.

Das erste Abendessen im Kinderheim

Das Kinderheim
Was wir von Dasha´s Geschichte lernen durften
Durch Dasha´s Geschichte wurden wir erneut auf die Problematik der Kinder mit besonderen Bedürfnissen hingewiesen. In den Städten in Indien, kann eine Familie mit einem Kind mit besonderen Bedürfnissen, Unterstützung erhalten, wenn die Familie genügend Geld hat. In den Dörfern ist es jedoch schwierig, und wenn kein Geld vorhanden ist, unmöglich. Viele wollen nichts mit diesen Kindern zu tun haben, weil sie glauben, dass entweder die Familie daran schuld ist und dass sie ein Kind mit besonderen Bedürfnissen bekommen haben, weil sie schlechte Menschen sind. Oder dass das Kind verflucht ist und manche glauben auch, dass ein Dämon in solchen Kindern steckt.

Suhan und Lalita werden beide ins Tageszentrum kommen, wie auch die fröhliche Gayathri
Auf jeden Fall sind die Familien sehr gefordert und verständlicherweise oft total überfordert. Den Druck der Gemeinschaft auszuhalten ist das eine. Oft wird die Mutter des Kindes auch noch damit konfrontiert, dass der Vater und die Schwiegereltern das Kind nicht möchten. Sie üben Druck auf die Mutter aus. Die Kinder werden dann vernachlässigt bis sie sterben oder gleich umgebracht. Natürlich gibt es auch Eltern die sich liebevoll um das Kind kümmern, dies ist jedoch eher selten (mehr darüber wie es Kindern mit besonderen Bedürfnissen in unseren Dörfern geht, könnt ihr im Podcast über Dasha erfahren, siehe Link oberhalb). In Meetings haben wir viel über diese Kinder gesprochen, jedoch nie die optimale Lösung zur Aufklärung und Unterstützung der Familien gefunden. Anfangs dieses Jahres kamen wir einer umsetzbaren Idee näher und begannen dieses Projekt in die Tat umzusetzen. Ab Juni werden wir eine Tagesstätte für 12 Kinder mit speziellen Bedürfnissen eröffnen. Diese Tagesstätte wird nun erst einmal für 4 Tage in der Woche offen sein. Die Kinder werden mit unserem Schulbus abgeholt und Tagsüber für 3 Stunden in einem unserer Kids Care betreut und gefördert. Teils wird ein Elternteil das Kind begleiten, so dass wir der Bezugsperson aufzeigen können, wie sie sich sinnvoll um das Kind kümmern kann. Wir werden eng mit den Familien zusammenarbeiten, um sie möglichst gut aufzuklären und im Optimalfall, die Freude an der Betreuung des Kindes zu wecken. Wir sind guten Mutes, dass wir auf diese Weise nicht nur in den einzelnen Familien eine Veränderung herbeiführen können, sondern auch in den Dörfern selbst. Wir wollen die negative Einstellung gegenüber Kindern mit speziellen Bedürfnissen und deren Familien verbessern und aufzeigen, dass der Wert eines Kindes nicht von seinem Gesundheitszustand abhängig ist.
Alles Liebe
Andrea