Eine Kinderbetreuungsstätte schliesst – und alle jubeln!

Wie kann es sein, dass eine Kinderbetreuungsstätte schliesst und das mit Festreden, Musik und strahlenden Kindergesichtern gefeiert wird?

Am 23. August 2024 versammelten sich rund 60 Menschen in Winterthur an der Zeughausstrasse im Lokal, um an dem Info-Abend des Vereins „Hope is Life“ teilzunehmen. Der Verein, gegründet von Andrea Rubin aus Dinhard, setzt sich seit vielen Jahren für nachhaltige Hilfe in Indien und Nepal ein. Der Abend stand im Zeichen einer beeindruckenden Erfolgsgeschichte aus Nepal.

Gespannt liessen wir uns von dem Film „Unser Kids Care in Nepal – Eine Erfolgsgeschichte“, den Andrea gemeinsam mit ihrem Mann Sayan produziert hat, in Bann ziehen. Der Film dokumentiert die Entwicklung eines kleinen Dorfes in Nepal, das lange Zeit von Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit geprägt war. Über 80 Prozent der Erwachsenen waren alkoholabhängig, und auch Kinder, teils schon ab zehn Jahren, waren der Sucht verfallen. Die Zukunft schien düster.

Doch Andrea und ihr Team von „Hope is Life“ entschieden sich, genau hier anzusetzen. Mit einem Konzept, das auf Hilfe zur Selbsthilfe setzt, begannen sie vor sieben Jahren, die Dorfgemeinschaft aufzuklären und zu unterstützen. Angebote zu Themen wie Suchtprävention, gewaltfreier Kommunikation und der Auswirkungen mangelnder Zuwendung auf Kinder und die fehlende Bildung standen im Mittelpunkt ihrer Bemühungen. Stück für Stück gelang es, das Vertrauen der Dorfbewohner zu gewinnen und einen Wandel zu bewirken.

Nach dem Film erzählte Sayan, Andrea Mann und zum ersten Mal in der Schweiz, von seinen eigenen Erfahrungen vor Ort. Seine Worte bewegten mich und schafften eine tiefe Verbindung zu den Menschen und Herausforderungen, über die er sprach. Was, wenn der Erfolg eines Hilfsprojekts darin besteht, dass es sich selbst überflüssig macht? «Hope is Life» zeigt uns, dass es möglich ist!

Während der anschliessenden Diskussion mit köstlichen indischen Spezialitäten, die vom Bistro Bechandra zubereitet wurden, hatten wir die Gelegenheit, uns mit den Mitgliedern des Schweizer Teams von „Hope is Life“ auszutauschen und mehr über weitere, laufende Projekte zu erfahren.

Ein Detail, das mich besonders beeindruckt hat, ist die finanzielle Effizienz des Vereins. Der administrative Aufwand in der Jahresrechnung ist so gering, dass er kaum ins Gewicht fällt. Anders gesagt: Das Geld, das ich an «Hope is Life» spende, kommt direkt dort an, wo es gebraucht wird – praktisch jeder Rappen. Es gilt das Motto: «A little goes a long way.» «Hope is Life» zu unterstützen bedeutet nicht, dass ich monatlich Tausende von Franken spenden muss. Schon mit 40 Franken werden die Kosten für das Essen eines Kindes für einen ganzen Monat gedeckt. Was für mich ein kleiner Verzicht ist, hat grosse Auswirkungen.

Es hat mich inspiriert zu sehen, wie viel Veränderung durch engagierte, mutige Menschen wie Andrea und ihr Team möglich ist. Mir wurde klar, dass echte, nachhaltige Hilfe vor allem Geduld, Vertrauen und langfristiges Engagement erfordert. Dass die Wünsche der Menschen vor Ort erfragt und respektiert werden müssen, damit die Würde der Menschen in den Projektdörfern gewahrt wird.
Auch wenn das Kids Care nun aufgelöst ist, und mit dem Bambusholz des Gebäudes bereits ein Haus für eine Familie gebaut wurde, bleibt das lokale Team weiterhin mit einem Büro vor Ort, um den Dorfbewohner zu signalisieren, ihr seid nicht alleine, falls ihr erneut Unterstützung benötigt – ein weiteres Zeichen für die Beständigkeit und Hingabe des Vereins.
Möchtet ihr mehr über die Projekte von Hope is Life erfahren? Schaut euch die beeindruckenden Kurzfilme an und lasst euch von den Geschichten inspirieren auf ihrer Website: hope-is-life.ch.

Josianne Hosner 31. August 2024